Rund 700 Arbeitsstunden durch Digitalisierung eingespart

Wie Digitalisierung als Motor für Effizienzsteigerung und Produktentwicklung eingesetzt wird, veranschaulichte die NKE Austria beim Smart Innovation Steyr (SI.SR) Stammtisch 4.0 am 3. Juni. Das digitale Umdenken wird von Geschäftsführer Thomas Witzler vorgelebt, der sich soeben wieder neue Impulse aus Silicon Valley holte, um am Puls der Zeit zu bleiben und gemeinsam mit seinen MitarbeiterInnen Veränderung zu schaffen.  

V.l.n.r.: Thomas Witzler, Walter Ortner, Veronika Krempl, Juraj Mlynsky, Gabriele Steininger, Paul Voithofer, Klaus Grissenberger. Bild: TIC Steyr

„Wir werden immer genug Arbeit haben, aber was und wie wir arbeiten, wird sich verändern,“ so Witzler in seinem Vortrag zur Digitalisierung als Chance. Er ist treibender Motor bei der Digitalisierung in der NKE, versorgt sein Management-Team immer wieder mit Inputs und Leseempfehlungen und stellt sich vor allem zwei Fragen: Was müsste passieren, dass wir aus dem Geschäft rausfallen? Und wie können wir Technologie kurzfristig nutzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben?

Digitalisierungsprojekte zur Effizienzsteigerung

Durch dieses Umdenken bleibt die NKE am Puls der Zeit und konnte Effizienz, Produktivität und Kundennutzen steigern. Eine Einsparung von 700 Arbeitsstunden, umgerechnet 90 Arbeitstagen, spricht für sich. Wurden vor einigen Jahren noch tausende Formulare, Rechnungen und Lieferscheine in Papierform von Hand zu Hand gereicht bis sie schlussendlich im Archiv verstaubten, lautet jetzt das Credo „paperless office“. Alle Dokumente werden elektronisch erhalten und gespeichert. „Optimierung wird bei uns schon immer großgeschrieben, aber in den letzten 18 Monaten wurden die Digitalisierungsprojekte intensiviert. Da ist klar der Schwerpunkt auf Effizienzsteigerung gesetzt“, erläutert Veronika Krempl, Leiterin für Informationsmanagement bei NKE. Allein durch das paperless office konnten rund 150 Arbeitsstunden eingespart werden und die Druckkosten konnten um 40.000 Blatt pro Quartal gesenkt werden. Krempl schildert einige Vorteile: „Durch die Digitalisierung der Prozessschritte gibt es keine Doppeleingaben von Eingangsrechnungen mehr. Insgesamt brachte die Digitalisierung nur in diesem Bereich eine Prozesskostenersparnis von mindestens 5.500 Euro pro Jahr.“

IT Leiterin Veronika Krempl setzt den Schwerpunkt auf Effizienzsteigerung durch Digitalisierung. Bild: Peter Kainrath

Digitale Veränderung wird gelebt

Schritt für Schritt werden Prozesse optimiert und digitalisiert. Sobald Krempl eine Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter mit einem Blatt Papier sieht, läuten bei ihr schon die Alarmglocken. Sie nimmt sich Zeit für die KollegInnen und lässt sich deren Arbeitsschritte genau erklären. Dann wird strukturiert und überlegt, wie die bisherigen manuellen Prozesse digital automatisiert werden können. „Es freut mich, dass viele Ideen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst kommen. Dadurch werden die digitalen Veränderungen auch angenommen und gelebt“, so Krempl. Bei der Digitalisierung des Unternehmens arbeitet die IT-Leiterin eng mit den Verantwortlichen der unterschiedlichen Abteilungen zusammen. Dabei werden repetitive Arbeiten ausgelotet, um sie mit digitalen Prozessen zu vereinfachen. Beim Erstellen und Versand von Ausgangsrechnungen brachte beispielsweise die Umstellung auf ein paperless office eine Ersparnis von rund 380 Arbeitsstunden.

Verbesserte Usability für Mitarbeiter/innen und Kunden

Ein wichtiger Faktor für die Digitalisierung eines Unternehmens ist die Kommunikation. So wanderten bei NKE die Ideen aus dem Verkauf in den Einkauf. Juraj Mlynsky, Leiter für Beschaffung bei NKE, erinnert sich noch gut an die komplizierten Prozessschritte, um eine Bestellung abzuschicken. „Statt sechs Arbeitsschritten ist es jetzt nur noch einer: eine Tastenkombination und senden“, ist Mlynsky begeistert. 140 Arbeitsstunden konnten dadurch eingespart und für sinnvollere Arbeit verwendet werden.

Juraj Mlynsky, Leiter Beschaffung, kann durch die Digitalisierung sechs Arbeitsschritte auf einen reduzieren. Bild: TIC Steyr

In Zusammenarbeit mit Gabriele Steininger, Leiterin für Demand Chain Management, wurde der Webshop neu programmiert und dabei auf eine bessere Usability für den Kunden geachtet. Manuelle Eingaben wurden reduziert, die Auftragserfassung vereinfacht und die Verfügbarkeitsprüfung optimiert. „Hier haben wir eine gute Möglichkeit geschaffen, Prozesse zu optimieren. Die gesparte Zeit können wir in unseren Kundenservice investieren und so Kundennutzen generieren. Insbesondere das Overnight-Service bringt mehr Effizienz und Vorteile für den Kunden“, schließt Steininger.

Leiterin Demand Chain Management Gabriele Steininger steigert die Usability des Webshops für den Kunden durch die Neuprogrammierung. Bild: Peter Kainrath

Digitalisierung in der Produktentwicklung

Die Liste an Praxisbeispielen für die Digitalisierung von Prozessschritten ist lang. Digitalisierung findet bei NKE aber auch in der Produktentwicklung statt. Einen Einblick gibt Klaus Grissenberger, Leiter für Advanced Engineering bei NKE, und stellt das neue modulare Sensorsystem, kurz MoSS, für Wälzlager vor. Es handelt sich dabei um ein zu 100 Prozent kabelloses Sensorsystem, das Sensorenwerte wie Drehzahl, Temperatur, Belastung, Drehrichtung, Vibration etc. auswertet. „MoSS erlaubt die Vernetzung mit dem klassischen Maschinenbauelement und die Erfassung des Betriebszustands in Echtzeit. Auch Extremereignisse, wie starke Temperaturschwankungen, werden erfasst. Dies ist bei der Ursachenermittlung im Falle eines Schadens hilfreich“, erläutert Grissenberger. Kommunikation ist auch in der Produktentwicklung ein Schlüssel zum Erfolg. „Die Entwicklungspartner, Lieferanten und Kunden, haben einen anderen Blickwinkel und lassen gute Ideen einfließen“, lobt Grissenberger die Zusammenarbeit.

Leiter Advanced Engineering Klaus Grissenberger entwickelt ein kabelloses, modulares Sensorsystem für Wälzlager. Bild: Peter Kainrath

Nächster Stammtisch 4.0 bei Burg Design

„Der Stammtisch 4.0 bei der NKE zeigt wieder einmal, wie wichtig die Einbindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch von Kunden und Lieferanten, ist, um Digitalisierung in einem Unternehmen erfolgreich zu implementieren“, fasst Walter Ortner zusammen und lädt zum nächsten Stammtisch 4.0 im Herbst ein. Dieser findet am 7. Oktober bei Burg Design im Stadtgut Steyr statt.